MBC Modellbaubericht Sonderausgabe [6.1] Januar bis April 2017
Der Weg einer Bohrinsel - von den Meisterschaftstiteln bis heute
I. Von den Anfängen bis zur ersten Deutschen Meisterschaft
A. Bau der Bohrinsel - Peter Kranz und Emil Höhn als Initiatoren
Das Bestehen eines F6-Teams im Modellbauclub Büdingen hat schon fast Tradition.
Bekannt wurde der MBC Büdingen zunächst mit zwei Historischen Flotten.
Die allererste Vereinsflotte bestand aus mehreren Schiffen, die an Schlachten
im Zweiten Weltkrieg teilgenommen haben. Insbesondere hat das U-Boot "U181"
und der schwere Kreuzer Lützow große Bekanntheit erlangt, denn beide Schiffe
wurden als Requisiten für den Film "Das Boot" der Bavaria Filmgesellschaft
verwendet.
Die zweite Flotte des MBC Büdingen bestand aus neun Segelschiffen der kurbrandenburgischen
Flotte aus dem 16./ 17. Jahrhundert. Mit dieser Flotte errang der Verein viermal den
Weltmeistertitel.
Alle Schiffe beider historischer Flotten sind bis heute im Büdinger Modellbaumuseum zu besichtigen.
Nachdem klar war, dass das alte F6-Team des Vereins nicht mehr am aktiven Geschehen
teilnehmen wird, musste ein neues aufgebaut werden.
Peter Kranz und Emil Höhn haben es sich zur Aufgabe gemacht ein neues F6-Team
aufzubauen. Diesmal sollte es ein Jugendteam werden.
Es entstand die Idee eine Bohrinsel, die zum Schluss rund 2,20 Meter hoch und rund 2 Meter
lang war, mit verschiedenen Schiffen zu bauen.
Die Bohrinsel sowie die Versorgungsschiffe und Schlepper wurden im Maßstab 1:50 gebaut.
Als Grundlage für die Bohrinsel diente ein Kunststoffmodellbausatz der Firma Revell
im Maßstab 1:200. Das Modell wurde von Emil Höhn gebaut.
Die Pläne zum Bau der Bohrinsel sahen auch einige Modellfunktionen vor. So sollten
unter anderem beide Kräne voll funktionsfähig gemacht werden, damit diverse Ausrüstungsgegenstände
sowie Container an Bord gehoben werden können.
Des Weiteren sollte der Landeanflug eines Helikopters simuliert werden.
Diese Modellfunktion konnte mit einer unsichtbaren Autoantenne realisiert werden.
Ebenfalls sollten kleine Taucherfiguren zum Grund gelassen werden, um die Bohrinsel
an ihrer endgültigen Position "zu verankern".
Der Baubeginn der Bohrinsel wird auf Juni 1989 geschätzt.
Technische Daten - Bohrinsel und Schiffsfoltte
Name (heute): Kranz - Berger - Höhn AG
Erbauer: Mario Grein, Marco Messerschmidt, Alex Pilcher, Jochen Köhler,
Marcus Köhler, Jürgen Zeitz, Jens Berger, Rolf Jache, Ingo Jache,
Arno Minner, Christoph Radler
Jugendleiter: Peter Kranz, Erwin Berger, Werner Köhler, Rolf Jache
Maßstab: 1:50
Länge: 2,70 m
Breite: 1,20 m
Höhe: 2,20 m
Tiefgang: circa 0,4 m
Anzahl Module: 7
Flotte: Bohrinsel
3 Happy Hunter (zogen die Bohrinsel)
2 Schlepper "Neptun" (sollten die Bohrinsel abbremsen)
3 Versorger
2 Arbeitsschiffe
Da klar war, dass das neue F6-Team an Wettbewerben teilnehmen wird, musste ein
Fahr- bzw. Vorführungsprogramm ausgearbeitet werden, dass schlussendlich eine
Länge von circa 12 bis 15 Minuten hatte. Das Programm sah unter anderem das
realistische Ausbringen der Bohrinsel, deren Verankerung an der endgültigen
Position sowie die Versorgung mit den benötigten Materialien vor.
B. Premiere des neuen F6-Teams - die Ablösung der historischen Flotte
Pünktlich zur Gruppenmeisterschaft im Jahr 1993 in Büdingen wurde die Bohrinsel
mit allen Versorgungsschiffen und Schleppern fertiggestellt. Auf der Gruppenmeisterschaft
konnte sich das Jugend F6-Team für die Deutsche Meisterschaft im Jahr 1994 in
Merseburg bei Halle qualifizieren. Damit hatte das neue F6-Team die historische Flotte
offiziell abgelöst.
Auf der Deutschen Meisterschaft in Merseburg nahmen 11 Jugendliche des MBC Büdingen,
in der Klasse F6 (Funktionsmodelle) mit dem Programm "Schleppen einer Bohrinsel", teil. Im Vorfeld
zur Deutschen Meisterschaft hatte das Jugendteam mit dem Teamleiter Peter Kranz viel trainiert
und war somit für den Wettbewerb gut vorbereitet.
Das Jugendteam errang schlussendlich die Goldmedaille mit der höchsten Wertung
von 92,33 von 100 Punkten. Mit diesem Ergebnis hatten die Jugendlichen die Erfolge
des alten F6-Teams mit der Historischen Flotte fortgeführt. Ebenfalls hatte sich
das Team mit diesem Ergebnis die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1995 in
Polen gesichert.
II. Stilllegung und Wiederinbetriebnahme im Jahr 2017
A. Die Zeit im Modellbaumuseum
Nachdem auch das zweite F6-Team an keinen weiteren Wettbewerben mehr teilgenommen
hatte, begann für die Bohrinsel wie auch für die beiden vorherigen Vereinsflotten
die Zeit im Modellbaumuseum. Seit dem Jahr 1996 konnte die Bohrinsel mit dem
Großteil der Versorger und Schlepper im Modellbaumuseum besichtigt werden.
Als im Jahr 2015 neue Modelle in die Sammlung des Museums aufgenommen wurden,
war für die Bohrinsel auch diese Zeit vorbei und wurde abgebaut.
B. Ein Bohrturm auf Abwegen
Technische Daten:
Projektteilnehmer: Maximilian Franz, Jan Wiedersum
Name: Grau-Roter-Stahlturm
Maßstab: 1:50
Länge: 24,1 cm
Breite: 23,8 cm
Höhe: 155 cm
Anzahl Leds: 11
Umbauzeit: circa 15 bis 20 Stunden
Da der Bohrturm einerseits nicht sehr hoch und andererseits kein Platz für die
Steuerungstechnik der Beleuchtung und Stromversorgung bot, entschied man
sich dazu ein Fundament zu bauen.
Technische Daten - Kubus (Fundament):
Länge: circa 24 cm
Breite: circa 24 cm
Höhe: circa 25 cm
In den großen Kubus wurde ein Arduino Uno eingebaut. Dieser steuert die einzelnen
Leds. Um den Arduino vor Spritzwasser zu schützen, wurde ein Deckel angefertigt,
in dem vier 3 Volt Leds eingelassen sind, die den Leuchtturm von innen
anleuchten sollen.
Neben dem großen Kubus wurde ein kleiner Kubus in die Spitze des Bohrturms eingebaut.
Dieser ist ebenfalls mit vier 3 Volt Leds ausgestattet, die man mit zwei
verschieden Beleuchtungsprogrammen ansteuern kann. Im kleinen Kubus ist auch
eine circa 32 cm hohe Antenne eingelassen, die wiederum mit drei roten Leds
ausgestattet ist.
C. Die Rettung einer Bohrinsel als neues Gemeinschaftsprojekt
Nachdem zumindest der Bohrturm der Bohrinsel eine neue Aufgabe erhalten hat,
fragte man sich am Ende des Jahres 2016, ob man die komplette Bohrinsel wieder
in Betrieb nehmen solle. Letztendlich schlossen sich Werner Köhler, Mario Hacker und
Maximilian Franz "zur Rettung" der Bohrinsel zusammen. Man entschied sich
dazu die Bohrinsel wieder schwimmfähig zu machen und vor allem mit Beleuchtung
auszustatten, was es vorher noch nie gegeben hatte. Ein Fahrprogramm mit den
Schleppern und Versorgungsschiffen wie in den 1990iger Jahren ist allerdings
nicht vorgesehen.
Bevor überhaupt alle Bohrinselmodule mit Beleuchtungsmitteln ausgestattet
werden konnten, wurde ein Modul zu ersten Erprobung verwendet.
Im nächsten Arbeitsschritt wurden alle Module in der entsprechenden Reihenfolge
aufgestellt und nacheinander mit Led-Lichtstreifen ausgestattet.
Der Helikopterlandeplatz, beide Kräne sowie der Ausleger für den Abtransport des
Erdöls wurden mit einer roten Led-Lichterkette, die als Positionsbeleuchtung
dienen soll sowie Arbeitsscheinwerfern, ausgestattet.
Aktuell erhalten zwei Module ihre restliche Innenbeleuchtung. Des Weiteren
folgen nun unter anderem die Aufstellung der Arbeitsscheinwerfer für das
Arbeitsdeck sowie die Verkabelungsarbeiten. Da nun die Stelle des ehemaligen
Bohrturms frei geworden ist, erhält die Bohrinsel ein echtes Highlight.
Es soll ein rund 120 cm langer Quarzglaszylinder aufgestellt werden und im
Inneren mit einer Lichterkette versehen werden. Die Leds werden abwechselnd
in roter und weißer Farbe leuchten. Da aber alle Leds weiß leuchten, wird
jede Zweite Led rot angemalt.
In den nächsten zwei Wochen wird das Gestell der Bohrinsel wieder mit
Schwimmkörpern ausgestattet. Nach Beendigung aller Arbeiten an den einzelnen Modulen,
werden diese auf dem Gestell montiert und ein erster Schwimmtest kann stattfinden.
Mit voller Beleuchtung wird es die Bohrinsel bei den ersten Nachtfahrten in diesem
Jahr zu sehen geben. Den Tag der Premiere werden wir rechtzeitig bekannt geben.
Schlussendlich lässt sich nicht nur sagen, dass die F6-Teams im MBC Büdingen
Tradition haben, sondern auch das zusammenschließen von Mitgliedern um
gemeinsam ein oder mehrere Modelle zu bauen.
-
Redaktion der Modellbauberichte
Maximilian Franz |
Fotos: Maximilian Franz, Mario Hacker
Büdingen, 13. April 2017